Lebensart Verlag Elke Walter-Koch
18. August 2022
Was Heimat ist
Im Gespräch mit Heike Schönfelder vom Ferienhof Schönfelder in Ebenheit/Sächsische Schweiz
Die Wiesen sind abgemäht, das Stroh liegt in gerollten Ballen auf dem Feld. Stare ziehen über die Baumkronen hinweg und sammeln sich weiter hinten am Waldrand. Wer vor dem Haus von Heike Schönfelder steht, befindet sich gleichermaßen auf einer Plattform. Ringsum ragen die Zacken und Rundungen von imposanten Bergketten in den Sommerhimmel. Wenn das Wetter wechselt, dann sieht man das hier schon lange vorher. Die Sächsische Schweiz ist allgegenwärtig. Läuft man wenige Meter, taucht man ein in den Wald, der hier mit riesigen Sandsteinen übersät ist, die wie zufällig verstreut in der Landschaft liegen. “Früher war hier ein Meer”, erklärt Heike, die unweit am Waldrand ihren Ferienhof hat. Seit vielen Jahren baut und gestaltet die Familie ihr geräumiges und gastliches Domizil, in das nicht nur Familie und Freunde, sondern auch unzählige Feriengäste übers Jahr gern eintauchen.
Warum man sich einem Ort, einer Region verbunden fühlt und was das zu Hause ausmacht, darüber unterhalte ich mich mit Heike, während wir in den Wald eintauchen und zum Lilienstein laufen.
Unaufgeregt in die Stille eintauchen
Wenn man sich gut kennt, dann entstehen schnell vertraute Gespräche. Heike habe ich bereits im Bildband “Frauen – Ziele, Wünsche, Sehnsuchtsorte” vorgestellt. Sie war aber auch schon Protagonistin meiner “Hausbücher.” Mittlerweile sind wir befreundet. Immer wieder geht es in unseren Gesprächen auch darum, wie ein Gefühl des Ankommens und Geborgenseins entsteht. Woran es liegt, dass man an einem Ort besonders gern verweilt und immer wieder zurückkehrt.
Zunächst sind da unsere Emotionen, die uns an Dinge und Begebenheiten erinnern, die wir vor langer Zeit in uns eingesogen haben. Gerüche, Geräusche, Bilder, Gespräche, ein gutes Essen usw. Fast immer entstehen solche Lieblingsmomente in der Kindheit, oft bei den Großeltern, die genügend Zeit für uns haben, um uns mitzunehmen in die Welt der Großen, uns alles geduldig erklären, uns mitmachen lassen. Später suchen wir dann immer wieder nach heilen Momenten. Meist unbewusst, ohne uns so recht erklären zu können, was uns an diesem oder jenem Ort und mit ganz bestimmten Menschen so gern sein lässt. Und es ist die Kunst eines Gastgebers, genau diese Sehnsüchte zu bedienen, beschreibt Heike ihre Intentionen. Wenn sie etwa mit ihrem Mann auf der Wiese vor dem Haus eine behagliche Sitzfläche mit Panoramablick für die Gäste einrichtet oder ein neues, natürliches Farbkonzept für eines der Zimmer im Haus kreiert, so weiß sie, dass dies später auf eine subtile Art auch honoriert wird. Die Leute genießen die Natur, die Ruhe, die Eindrücke und nehmen diese in ihrem Inneren auch mit.
Es ist nicht nur ein Job, sondern meine Heimat. Ich zeige den Leuten, wie schön es hier ist und lasse sie teilhaben. Und wenn es gelingt, sie zu faszinieren, dann habe ich es gut gemacht …
Heike ist kein Freund von überschwänglichen Gesten. Sie könnte die Leute neudeutsch zum “Waldbaden” einladen oder auch mit Persönlichkeiten locken, die unweit gemalt, geschrieben oder ihren Urlaub verbracht haben. Doch das will sie nicht. Sie möchte, dass die Besucher selbst entdecken, was es alles gibt und wie schön es ist, unaufgregt und mit den eigenen Füßen auf dem Boden zu stehen, die Stille und den Duft in sich aufzunehmen …
Freundlichkeit und Wunder
Nicht zuletzt – so resümieren wir beim Weitergehen – ist es wohl auch die Freundlichkeit, die Menschen das Herz erwärmt. Es sind kleine Gesten, Blicke, Worte und Aufmerksamkeiten, die uns im besten Fall an einen guten Moment erinnern und dann gern noch einmal wiederkommen lassen. Man fühlt sich wohl und weiß, dass man willkommen ist. Und man spürt intuitiv, ob es echt ist, oder sich um ein Kalkül handelt. Gastgeber im eigenen Haus zu sein, das ist ein Rundumjob. Das muss man leben und lieben, so die 59-Jährige.
“Auch wenn Ebenheit klein und überschaubar ist – es ist meine Heimat und ich fühle mich wohl und geborgen”, schwärmt mein Gegenüber. Und ich verstehe genau, was sie meint, während wir uns bei einer Pause an einen der riesigen Sandsteine anlehnen, dessen kühle Oberfläche am Rücken spüren, die eigentlich aus dem Sand eines Meeres besteht und mit ihren winzigen Kristallen in der Sonne glitzert. Man braucht nicht die halbe Welt zu umrunden, um Wunder zu entdecken. Sie befinden sich hier, meist unweit und wollen gesehen und erlebt werden …
Mehr Informationen unter » landleben-creativ.de
und unter » ferienhof-schoenfelder.de