Lebensart Verlag Elke Walter-Koch
21. September 2022
Wohnideen für mehr Lebendigkeit
Florian Hartfiel plant Tinyhaus-Siedlung im Grünen
“Fühlst du dich manchmal allein in deinem Haus oder in deiner Wohnung? Würdest du gern vor deine Tür treten und da ganz selbstverständlich Leute treffen. Ohne in ein Café zu gehen oder woanders hinfahren zu müssen? Wie gut eine Gemeinschaft funktioniert, das hängt nicht zuletzt davon ab, wie und wo wir leben, wohnen und arbeiten. Steht dein Haus beispielsweise an einem belebten Platz, um den weitere Häuser gruppiert sind, dann ist es wahrscheinlicher, dass du mehr Leute triffst, als an einer Straße, auf der alle nur durchfahren. Leben wir in einem Dorf, in dem wir Freunde und Leute haben, bei denen wir mal auf einen Plausch vorbeischauen können, dann sind wir weniger einsam, als in einer Hochhaussiedlung, wo schon der nächste Nachbar ein Fremder ist. Das kann allerdings auch direkt andersherum sein – kommt immer darauf an, wie gut deine eigenen Netzwerke in deiner Umgebung funktionieren …
Leute wie Florian Hartfiel, den ich zum Thema in seinem Anwesen in Radebeul getroffen habe, machen sich schon länger Gedanken um neue, lebendigere Wohnformen. Der vielseitige Autodidakt ist eigentlich Bassbariton und sonst in ganz anderen Bereichen unterwegs. Doch das Leben verschaffte ihm – genau wie auch mir – ständig neue Herausforderungen. So arbeitete er in der Fahrzeugpflege, als Leiter der Mitfahr- und Mitwohnzentrale, Packer, Musikproduzent, Weinverkäufer, Kurier, Veranstaltungsmanager, Musikagenturinhaber, Hotelmanager u.v.m. Nach eindrücklichen und nachhaltigen Erfahrungen einer Reise durch Indien im Jahre 2011, so erzählt er, zog er einen radikalen Strich unter sein sängerisches Berufsleben und veränderte sich. Er machte sein bisheriges Hobby, die Sanierung von alten Häusern, zum Beruf und gründete ein Büro für Baudesign und Bauorganisation, in welchem er auch bis heute tätig ist. Mittlerweile tritt Florian auch wieder auf und singt. Das Bauen, Planen und Gestalten ist trotzdem ein wichtiger Bestandteil seines Lebens geblieben …
Dazu belegt er auch immer wieder verschiedenste Seminare und Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung und ist – genau wie ich auch – sehr neugierig auf unkonventionelle Lebensweisen und Formen des Zusammenwohnens und Lebens. Ein Beispiel dafür, so zeigt er mir am Rechner, ist die Entwicklung eines Tiny Lofts, einem Minimodulhaus, welches Leben auf ca. 30m² ermöglicht und ab 2019 erhältlich ist.
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Tinyhaus mit Terrasse
Aber nicht nur das – der Radebeuler ist im Gespräch mit Leuten, die eine ganze Tiny-Haus-Siedlung als neue Wohnform unterstützen möchten. Interessenten – so verrät er – gebe es schon. Er appelliert an die Kommunen: Wer Land hat, auf dem er sich eine solche Wohnform vorstellen kann, der darf sich gern melden: Kontakt unter “Bauen mit Stil”…
Warum eine Siedlung die bessere Wohnform ist …
Was an einer Tiny-Haus-Siedlung so besonders ist? Nun, zunächst die Kleinteiligkeit im Haus, das trotz gestigener Baupreise immer noch bezahlbar ist und mit seinen 30 Quadratmetern zum Loslassen einlädt. Weniger Möbel, weniger Klamotten, weniger Krimskrams. Dafür gute Nachbarschaft und Gemeinschaftsräume, die zur Siedlung dazugehören sollen. Vielleicht auch eine Kunstscheune, in der Veranstaltungen stattfinden, Kultur gelebt wird, so Florian Hartfiel.
Wie das gehen kann? Vieles von dem, was wir vemeintlich haben müssen, brauchen wir eigentlich gar nicht … Habe ich übrigens selbst gemerkt, als ich vor acht Jahren mit zwei Taschen aus meinem Dorf wegging zuerst gar nicht wusste, wo ich leben werde und wie es weitergehen soll. Ich habe dann nach und nach einen Großteil meiner Habe verkauft und verschenkt und ein wesentlich kleineres Haus mit um- und ausgebaut bzw. bezogen. Mein Gepäck ist viel leichter geworden. Ich lebe auf viel geringeren Raum, es ist aber lebendiger und ich bin frei, all das zu machen, was ich möchte …
Über die Siedlungsform als lebendigen Platz habe ich schon geschrieben. Sie eine der ältesten Wohnformen überhaupt, ob sich Häuser nun um einen Dorfplatz oder Weiher reihten, ob sie eine Hufeisen- oder Kreisform bildeten. Menschen fühlen sich schon immer wohl, wenn sie zusammensein können. Wenn sie andere Menschen sehen, sich mit ihnen austauschen und sich gegenseitig beistehen können. Dann ist man auch nicht einsam und braucht keine Regierung, die dafür eigens einen Verantwortlichen benennt und auch keinen Therapeuten, der in vielen Sitzungen herausfindet, woran es liegt, dass man sich nicht gut fühlt. Wer mehr wissen will, kann zum Musiker und Tiny-Hausbauer (unten) Kontakt aufnehmen.
Elke Walter-Koch
Mehr Informationen unter » landleben-creativ.de und » Bauen mit Stil